Unternehmensbonität – Ein wichtiger Indikator, gerade jetzt!

m UnternehmerTalk am 09.06.20 war Ernst Riegel von der Creditreform, der größten Auskunftei Europas, zu Gast und erklärte den Teilnehmern von der Bedeutung der Bonität und der Auswirkung verschiedener Bonitätsindizes. Er berichtete aus erster Hand von der aktuellen Situation im Markt und gab wertvolle Tipps für Unternehmer zur richtigen Kommunikation mit der Creditreform und mit den Kreditinstituten.

Aber von vorne – Was ist die Bonität und wie errechnet man diese, bzw. den sogenannten Bonitätsindex?

Der Bonitätsindex der Creditreform reicht von 100 (sehr gut) bis 600 (insolvent). Die Creditreform rät, Unternehmen mit einem Bonitätsindex von 300 oder schlechter nicht mehr auf Rechnung, sondern nur noch auf Vorkasse zu beliefern. Auch Banken machen von ähnlichen Ratings Gebrauch, um Kreditwürdigkeiten festzustellen. Manche Kreditinstitute vergeben bereits ab einem Bonitätsindex von 250 keine Kontokorrentlinien mehr. Schlimmstenfalls kann eine Veränderung des Bonitätsindexes, welcher von Banken oder Leasinggesellschaften automatisch ausgewertet werden kann, daher die Kündigung der Kreditlinie bedeuten.

Errechnet wird der Creditreform Bonitätsindex über eine Vielzahl von Parametern. Die wichtigsten beiden Bausteine für die Berechnung des Bonitätsindex sind das Zahlungsverhalten des analysierten Unternehmens und die Bilanzanalyse. Für beide Werte greift die Creditreform auf diverse Datenpools zurück. Darunter eine breit aufgestellte Datenbank für Zahlungsverhalten (z.B. Skontozahlung vs. Zahlung nach Mahnung), welche direkt durch die Lieferanten gefüttert werden kann. Neben dem Bilanzurteil und der Zahlungsweise, spielt auch die Rechtsform und das Alter des Unternehmens, die Branche, der Umsatz pro Mitarbeiter, das Eigenkapital und sogar das Alter des Geschäftsführers eine Rolle. In geringem Umfang beeinflusst auch die Postleitzahl des Firmensitzes die Bewertung.

Kann ich diesen Bonitätsindex beeinflussen?

Die kurze Antwort auf diese Frage lautet nein, denn die Variablen der Creditreform basieren auf Daten und Fakten. Indirekt lässt sich der Bonitätsindex jedoch sehr wohl beeinflussen und zwar schlicht und ergreifend durch bessere Kommunikation mit den Lieferanten und auch mit der Creditreform. Durch gezielte und transparente Lieferantenkommunikation lassen sich Zahlungsziele anpassen und strecken. Gerade in Krisenzeiten sind Lieferanten bei der richtigen Ansprache oft gesprächsbereit und zeigen, ob guter vergangener Beziehungen, Verhandlungsspielraum. Die dann an den Datenpool der Creditreform als pünktlich eingegangen gemeldete Zahlung, beeinflusst den Bonitätsindex positiv. Auch die direkte Kommunikation mit der Creditreform lohnt, denn gerade im Bilanzurteil können Ungereimtheiten schnell zu einem schwachen Ergebnis im Rating führen. Diese Ungereimtheiten können oft durch ein Gespräch mit dem jeweiligen Creditreform-Büro ausgeräumt werden. Diese Art Bilanzgespräche werden von der Creditreform aktiv forciert und können durchaus einen Effekt auf das Rating haben.

Was habe ich von einem besseren Bonitätsindex?

Neben den oben bereits angeschnittenen auf der Hand liegenden Vorteilen: Zahlung auf Rechnung und besserer Kreditfähigkeit, gibt es weitere Vorteile sich mit seiner Bonität auseinanderzusetzen. Die Bonität oder das daran angelegte Rating sind entscheidend für die Vergabe von Finanzierungen und Leasings. Eine gute und bekannte Bonität sorgt aus diesem Grund nicht nur für bessere Konditionen, sondern auch für eine schnellere Entscheidung der Leasingfirmen und der Banken. Zinskonditionen der Banken sind in der Regel direkt an die Ratings gekoppelt und können einem Unternehmen daher viele tausend Euro sparen. Dabei variiert der Zinssatz der KfW (unabhängig von Corona) zwischen ca. 1% und bis zu 8%. Die Zinssätze, welche für die Coronahilfen verlangt werden enthalten Risikozuschläge und sind daher höher. Dennoch ist auch für die Vergabe dieser Kredite die Bonität von einer hohen Bedeutung, da das den Kredit beantragende Unternehmen geordnete geschäftliche Verhältnisse bis zum Stichtag 2019 vorzuweisen hat. Dies kann über die Präsentation eines hervorragenden Bonitätsindex unterstützt werden.

Gerade in unüberschaubaren Zeiten wie den heutigen, ist der regelmäßige Blick auf existenzerhaltende Kennzahlen unabdingbar. Der Bonitätsindex ist eine dieser Kennzahlen, da er einen unmittelbaren Zusammenhang zu Finanzierungsinstrumenten darstellt und eine Brücke zu verschiedensten Interessensvertretern wie Banken oder Leasingunternehmen schlägt.

Kennen Sie Ihren Bonitätsindex?